Theres Liechti – NIGHT VISIT / IN DER GUTEN STUBE, Zürich, 2024.
Infrarotfotografie auf Backlitpapier
Die Künstlerin Theres Liechti wandelt die Telefonkabine ring ring in einen Leuchtkasten um. Sie montiert dafür Backlitpapier auf die sechs Glasscheiben und beleuchtet sie von innen. Damit verwehrt sie den Blick ins Innere der
Kabine. Die Schwarzweiss-Fotografie zeigt konträr dazu den Blick in eine Zimmersituation. Es wirkt als ob sie zufällig entstanden sei. In den linken zwei Ausschnitten ist eine stehende, lachende, männliche Person mit einer Tasche
zu sehen. Auf den mittleren zwei Bildteilen liegt eine Frau auf einem Sessel in Decken gehüllt, die Beine sind auf einem Stuhl hochgelagert. Die weibliche Person scheint mit dem Mann zu kommunizieren, ihr Kopf ist ihm zugewandt.
Auf der rechten Kabinenseite schaut ein auf dem Sofa liegender Hund, ein Chihuahua, direkt in die Kamera und lädt dazu ein, die Szenerie zu beobachten. Der Titel der Arbeit NIGHT VISIT / IN DER GUTEN STUBE legt nahe,
dass hier ein Wohnzimmer präsentiert wird, ein Alltagsmoment, und die Betrachter*innen zu Voyeur*innen werden. Es handelt sich dabei um die «gute Stube» der Künstlerin, die mit einer Infrarotkamera mit Bewegungsmelder
experimentiert und Einblicke in ihr privates Leben offenlegt. Diese Kamera wird eigentlich für das Beobachten von Wildtieren benutzt und nicht, um Schnappschüsse im Haushalt zu machen. Es scheint als ob Theres Liechti die zwei Gegensätze - privat versus öffentlich – anhand der Überwachungskamera auslotet. Wissen die Personen, dass sie observiert werden und intime Einblicke in ihr Privatleben für Dritte preisgeben? Und aus welchem Grund werden sie überwacht? Eine Reihe von Bezügen sind denkbar, zu Überwachungskameras im öffentlichen Raum, zur
Verarbeitung und Speicherung privater Daten im Internet, zur Kommunikation auf Social Media. Vielleicht bietet die gläserne Hülle der Werkes symbolisch eine Verbindung zum gläsernen Menschen? Unklar bleibt zudem, wer mit dem NIGHT VISIT, dem Nachtbesuch, gemeint ist. Sind es die Protagonist*innen auf der Fotografie, die durch ihre Bewegung das Bild verursachten? Oder sind es die Personen, welche dem persönlichen Moment durch die fotografische Datenerfassung von aussen beiwohnen?
Text: Sibylle Meier
 

 


 


 

 

 
 

09. Jan 2023–05. Mär 2023

Videocity

Essensverarbeitung 2.0
Vom 9. Januar bis zum 5. März 2023 ist Videocity zu Gast im Mokka-Rubin in Olten und zeigt insgesamt 11 Videos von 11 Kunstschaffenden zum Thema Essen. Die Videos sind auf einem Monitor im Schaukasten vom Mokka-Rubin täglich von 14 Uhr bis 22 Uhr ausgestellt und können (nur) von aussen eingesehen werden.
Videos von Ji-Su Kang-Gatto, Leopold Kessler, Kollektiv Wirr, Theres Liechti, Ruth MacLenn-an, Alexandra Meyer, Leah Netsky, Leila Nadir & Cary Peppermint (Eco Art Tech), Andrea Nottaris und Timo Ullmann.

Der Videozyklus inszeniert einen Dialog zwischen Essen, seiner Produktion aber auch seiner Verarbeitung. Essen an sich – so wird aufgezeigt – umfasst gegensätzliche Pole: Gourmetmahlzeiten mit exquisiten Zutaten und aufwendigen Zubereitungsmethoden auf der einen Seite, Essen als grundlegendes Menschenrecht, als Wurzel sich scheidender Meinungen, Kulturen und Moralvorstellungen auf der anderen Seite. Nahrung als zwingende Notwendigkeit für unser Überleben in Krisen oder bei Hungersnöten und als Grund massenhafter Tiertötungen und ökologisch problematischer Eingriffe in die Natur.
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Theres Liechti, Leopold Kessler, Harald Hund & Paul Horn sowie Timo Ullmann zeigen einen amüsanten, doch auch sehr ironischen Zugang zur Essensaufnahme: Durch Tiere, die gemeinsam an einem Festmahl teilnehmen, sich gegenseitig das Futter streitig machen oder die Betrachtenden zu verschlingen drohen. Das Tier erweist sich auch hier als ideale Stellvertreter-Figur für den Menschen.
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Herzliche Einladung zum Online- Zoom Künstlergespräch im Rahmen von Videocity Aarau

zum „Arbeiten mit Hund“ mit Theres Liechti und Leopold Kessl

geführt von Walter Seidl und Michelle Sacher

Mittwoch 23. Februar um 18:00 Uhr

Meeting-ID: 638 1308 0201

Zoom – Link: https://unibas.zoom.us/j/63813080201


Theres Liechti aus Winterthur und Leopold Kessler aus Wien zeigen in ihren Videos zum Thema „Essen“ Hunde als ideale Stellvertreterfigur des Menschen. Und wie es den Vierbeinern eigen ist, interagieren sie mit dem Publikum.  Die Künstler:innen erzählen von ihrer Erfahrung, Hunde als Protagonisten auftreten zu lassen. Die Kunsthistoriker*innen Michelle Sacher, Olten, und Walter Seidl, Wien, interpretieren die Videos. Ein amüsanter und zugleich ironischer Zugang zur Essens-Thematik.


Still: Theres Liechti, „Schlecken“, 2021, 10:36 min., FullHD, ohne Ton



 

videocity-wthur-booklet-web.pdf

VERLÄNGERT BIS 11.2.2022!

CORONA-KULTURPROJEKT der Stadt Winterthur: Herzlichen Dank für die Unterstützung!

Videocity Winterthur 

Eine Kooperation von Videocity, Theres Liechti und tischundmeer


Vom 10. November 2021 bis zum 19. Januar 2022 zeigt Videocity Winterthur 12 Werke von 11 Kunstschaffenden, die sich rund um die beiden Themen Essen und Einsamkeit drehen. 


Die Werke sind mittels Rückprojektion am Fenster des Ausstellungsraumes tischundmeer zu sehen, am Lagerplatz 11, auf dem neubelebten und vielfältigen ehemaligen Sulzerareal Winterthur Stadt.


Die Videos laufen täglich von 6 bis 24 Uhr und sind frei zugänglich

- am schönsten sind sie in der Dunkelheit.


tischundmeer lädt zum „Blauen Nachmittag” ein: Samstag, 4.12.2021, 12 bis 18 Uhr.

 

Die Videoarbeiten des Loneliness“-Zyklus zeigen unterschiedliche Fälle von Einzelgängertum. Einsamkeit kann zur Verwirrung, in Insolation, in absurde oder gar lebensbedrohliche Situationen führen. Die Einzelgänger befremden und zugleich repräsentieren sie in treffender Weise die Änderung in unser aller Leben durch die Krise. 

Die Videos des Food“-Zyklus setzen sich mit dem derzeit viel diskutierten Thema Nahrung auseinander. „Essen“ scheidet nicht Generationen, sondern Lebensanschauungen. Die Ess-Darstellungen sind Zeugnisse vom heutigen Leben und seiner Vergänglichkeit und zeigen diverse akute gesellschaftspolitische Fragen auf.  

Die Auseinandersetzung mit dem Alltag, der sich so drastisch verändert hat, wird durch videocity visits: Winterthur ersichtlich: Es entsteht ein Zusammen von Betrachtenden, Standort und Gezeigten aber auch unter den Passanten, die stehen bleiben und sich so gegenseitig auf das Kunstprojekt aufmerksam machen. Zusammen alleine könnte das Motto lauten. Die Kunstschaffenden aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Frankreich werfen mit ihren Werken Fragen zur Verbindung von Essverhalten und Einsamkeit und deren Wandel in aktuellen Zeiten sowie auch weitere gesellschaftspolitische Fragen auf. 

 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 

 

 


 
 

videocity.bs   

"LONELINESS"  
28.05. –  11.08.2019  

täglich von 8 bis 24 Uhr werden 8 Videos von Sylvie Boisseau & Frank Westermeyer, Gregory Buchert, Dimension émotionnelle, Paul Heintz, Luzia Hürzeler, Frantiček Klossner, Theres Liechti, Elodie Pong zwischen Infos des eBoard Congress Center Basel, Messeplatz 21 beim Swissôtel Le Plaza gezeigt. Es kann im Juni zu längeren Sendepausen kommen.

videocity.bs experimentiert mit einem Transfer von Kunst ins Leben und von Leben in Kunst und möchte aufzeigen, wie sich beide gegenseitig beeinflussen.

Als Kontrast zur Betriebsamkeit setzen die Kuratorinnen Andrea Domesle und Sophie Kauffenstein für die diesjährige Ausgabe von videocity.bs das Thema Einsamkeit. Sie haben Videos von Sylvie Boisseau & Frank Westermeyer, Gregory Buchert, Dimension Émotionnelle, Paul Heintz, Luzia Hürzeler, Frantiček Klossner, Theres Liechti und Elodie Pong ausgewählt sowie Sebastian Mundwiler für eine ortsspezifische Neuproduktion eingeladen.  

Die Videos zeigen unterschiedliche Fälle von Einzelgängertum: Personen, die allein und eher ziellos ihrem Tun nachgehen.  Manchen gelingt es trotz Gestik, Mimik oder Sprache nicht, verstanden zu werden. Ihre Körper entfalten mitten unter uns ein auf sich bezogenes Sein. Einsamkeit kann zur Verwirrung, in Insolation, in absurde, gar lebensbedrohliche Situationen führen. Die Einzelgänger befremden. Einzig bei einem Soldaten fällt ein Mitgefühl leicht, sind es doch seine heimlichen Tränen, die ihn jenseits der Uniform als Mensch offenbaren. Man beginnt einen Grund für sein Weinen in der Welt, auf die er schaut, zu suchen.  

Zum videocity.bs-Experiment gehört, dass der Sound der Strasse die Tonspur bildet oder eine allfällige ersetzt. Zufälle des Alltags – bestehend aus Geräuschen und Spiegelungen – greifen in die Kompositionen ein; sie pointieren oder vermindern ästhetische Elemente und verschieben somit Aussagen der Künstler. Die Videos erscheinen in der Basler Öffentlichkeit in neuem Licht.